Kostenfreies Taggen von Fotos auf iOS
Ich bin sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der auf dem iPhone mit zunehmender Zahl von Fotos bestimmte Bilder mit der original Fotos-App von Apple nicht mehr wieder findet. Leider besitzt die iOS-App keine Tagging- oder Beschriftungsfunktion, die durchsucht werden kann.
Es gibt etliche Apps, die Tagging versprechen, aber eins sticht für mich besonders heraus: HashPhotos.
HashPhotos ist, wie Apples Fotos, eine Galerie-App und kann diese voll ersetzen. Sie kann aber parallel benutzt werden. Es hat bis auf die „Für-Dich“-Sammlungen alle Funktionen von Fotos und viele weitere mehr. Ich beschäftige mich in diese Erfahrungsbericht aber nur mit dem Anlegen, Suchen und Exportieren von Tags (Schlagwörtern).
Anlegen von Tags
HashPhotos benutzt nach dem kostenfreien Download aus dem Apple Store sofort alle Fotos und Videos aus der iOS-Galerie. Nach dem Auswählen eines oder auch mehrerer Fotos drückt man auf das Tag-Symbol in der unteren Leiste und kann sofort Schlagwörter eingeben. Man muss sich nicht erst durch anderen Metadaten scrollen. Damit geht das Taggen schnell von der Hand. HashPhotos filtert beim Eingeben des Tags die bereits vorhandenen Schlagworte. Das macht das Eingeben bereits vorhandener Tags schnell und weniger fehleranfällig.
Schlagworte können jederzeit nachträglich ergänzt werden. HashPhotos unterstützt Titeln (Memos) und kann auf Wunsch danach sortieren.
Tags lassen sich nachträglich in einer Liste einzeln löschen oder umbenennen. IPTC-Schlagwörter können importiert werden. Das geschieht aber nicht automatisch, sondern nur on-demand.
Suchen
HashPhotos kann Bilder nach Tags oder nach Standort durchsuchen. Für letzteres steht eine dynamische Karte, wie bei Fotos zur Verfügung. Nach Titeln kann es zwar sortieren aber leider nicht suchen. Beim Suchen nach mehreren Tags kann man angeben, ob das Foto alle enthalten soll oder nur eins davon (Logische UND/ODER-Suche). Die Tag-Suche macht für mich den großen Unterschied zu iOS Fotos.
Nützlich ist auch, dass die iOS Spotlight-Suche auch Fotos mit HashPhotos Schagwörtern findet.
Erweitert wird die Suche von den sehr flexiblen Filtern. Alle Möglichkeiten zu beschreiben wäre ein eigener Artikel wert. Das Handbuch gibt einen Überblick.
Die Such- und die Filterfunktionen übertrifft Apples Fotos bei weitem.
Export der Fotos mit Tags
Leider speichert HashPhotos die Schlagworte nicht in der Bilddatei. Das erschwert den Export auf den PC oder Mac, verhindert es aber nicht. Denn gibt einige Transfermöglichkeiten, bei denen die Tags in die Foto-Dateien geschrieben und mit ihnen exportiert werden:
Methode | Transfer | Plattform | |
---|---|---|---|
AirDrop | Bluetooth muss für AirDrop aktiviert sein. | Export & Import |
macOS® iOS® |
HashPhotos-Transfer-Programm | Geräte müssen sich im selben WLAN-Netz befinden. Mit diesem kostenfreien Programm kann man auch Fotos vom PC/Mac zum iPhone importieren. | Export & Import |
Windows® macOS® |
Teilen via „In Dateien sichern“ | Speichern in einem Cloudspeicher, wie Google Drive, Dropbox, etc.
Sofern Tag-Teilen in den Privatsphäre-Einstellungen nicht deaktiviert wurde. |
Export | Windows® macOS® iOS® GNU/Linux Android |
Teilen via E-Mail oder direkt in Cloudspeicher | Sofern Tag-Teilen in den Privatshäre-Einstellungen nicht deaktiviert wurde. | Export | Windows® macOS® iOS® GNU/Linux Android |
Es spielt dabei keine Rolle, ob man die Fotos von der iPhone-Kamera im HEIF- (High Efficency) oder als JPEG-Format (Maximale Kompatiblität) speichern lässt. Man erhält nach dem Export immer eine JPEG-Datei mit Tags.
Das Exportieren via des frei downloadbaren HashPhoto-Transfer Programm ist in der kostenfreien Version nur bis zu 3-mal möglich. Die Funktion kann man als In-App-Kauf für 1,– bis 2,– EUR im Transfer-Paket dazuinstallieren.
Beim Kopieren von Fotos mittels USB-Kabel werden die Schlagworte leider nicht mit exportiert. Dabei ist es unerheblich, ob man einen Dateimanager oder ein Importprogramm benutzt.
Die Synchronisation via iTunes habe ich nicht getestet.
WICHTIG: Wenn man die HashPhotos-App löscht, verliert man alle Schlagwörter. Eine eingeschaltete iCloud-Foto-Synchonisation verhindert das. Damit HashPhotos diese nutzt, muss sie in der App in den Einstellungen unter „Sync“ explizit eingeschaltet werden. Ein iTunes- oder iCloud-Backup sollte die Tags ebenfalls sichern.
Metadaten und Tags entfernen
HashPhoto kann beim Teilen in den Privatsphäre-Einstellungen separat
- Metadaten
- Positionsdaten
- Tags und Titel
unterdrücken. Damit bleibt die Privatsphäre beim Sharing in soziale Medien etwas besser geschützt. Die Einstellung wird aber global und nicht on-demand eingestellt.
HashPhotos entfernt auf Wunsch auch Metadaten komplett. Man kann sie aber nur Bild für Bild löschen, also nicht im Batch-Betrieb. Das machen andere Apps deutlich besser. HashPhoto überschreibt dabei die Datei und die Metadaten sind dann verloren. Tags werden dabei nicht gelöscht.
Tags lassen sich an anderer Stelle komfortabel löschen, umbenennen, ersetzen und neue hinzufügen, auch im Batch-Betrieb für mehrere Mediadateien gleichzeitig.
Wirklich kostenfrei?
Wenn ich In-App-Käufe lese, bin ich immer skeptisch. Die wichtigsten Funktionen von HashPhotos sind aber wirklich kostenfrei. Es ist also keine Crippleware. Die Pro-Funktionen kann man 3-mal ausprobieren. Das erstaunlichste war für mich, dass es keine Werbung enthält. Das ist außergewöhnlich. Die kostenfreie Version enthält alle Funktionen der Original App Fotos bis auf die Eventcollection-Funktion „Für dich“, aber zusätzlich:
- Tagging und Tag-Verwaltung
- Tag-Suche
- Umfangreiche Filterung
- Gängige EXIF-Daten (ISO, Blende, Belichtungszeit, Brennweite, Aufnahmezeit, Auflösung, Dateiformat)*
- Eventverwaltung (Datum einem Event zuordnen)
- und etliches mehr
Wer also seine Fotos auf dem iPhone oder iPad mittels Tags besser organisieren und später auch wieder finden will, ist mit der kostenfreien Version gut bedient.
Folgende Funktionen kann man als Einzel- oder Gesamtpaket in den In-App-Käufen nachkaufen:
- Album Paket: Unlimitierte private und intelligente Alben (normale Alben sind unlimitiert)
- Transfer Paket: WLAN-Tranfer via HashPhotos-Transfer-Software zu PC/Mac (Import/Export)
- Batch-Tools: Datum/Zeit, Ort und Größenänderung im Batchmodus ändern
- Convert-Tools: Animierte GIFs erzeugen, mehrere Fotos zu einem neuen arrangieren, Video/Live-Foto zu GIF, Bild aus Video extrahieren
- Fotografen-Paket: Exif-Viewer, Histogram, Vergleichs- und Auswahltool
- Erweiteter Foto-Editor
Das Gesamtpaket kostet etwa 5,50 EUR.
Eine gute Übersicht über die Bedienung und alle Funktionen gibt das Video auf hashphotos.app und das Handbuch.
Zusammenfassung
Im Bezug zum Taggen und Wiederfinden verschlagworteter Fotos und Videos hat nach meiner Erfahrung HashPhotos folgende Pros und Cons:
Pros:
Die Tagging-Funktion von HashPhotos ist komfortabel und erlaubt ein schnelles und fehlerarmes verschlagworten. Die Suche und v.a. die Filter machen es einfach ein Foto oder Video wieder zu finden. Batchmodi helfen bei Massenoperationen auf Schlagworte.
Die kostenfreie Version wird ohne Werbung ausgeliefert und enthält trotzdem alle nötigen Funktionen zum Taggen, Suchen und Filtern.
Beim Teilen kann man das Übertragen von Meta-, Standortdaten, Titel und Tags einzeln abschalten. Das ist beim Teilen in Social Media Netzwerke nützlich.
Cons:
HashPhotos schreibt die Schlagworte nicht in die Metadaten der Bild- oder Videodatei. Zum Beispiel werden beim Zugriff auf das iOS-Gerät über die USB-Datenbspeicher-Funktion die Fotos ohne Tags ausgeliefert. Es gibt aber trotzdem komfortable Transferoptionen, welche die Fotos mit Tags exportieren.
Wer oft Fotos in das iOS-Gerät importiert, wird sich an dem fehlenden automatisierten Import der IPTC-Schagwörter stören. Maunell kann man sie aber importieren.
Das Löschen von Metadaten (nicht Tags) kann nicht im Batch-Modus erfolgen.
Man kann zwar das Übertragen von Metadaten beim Teilen fein einstellen, aber nur auf globaler Ebene, nicht von Fall zu Fall. Da der Export oft über die Teilenfunktion organisiert wird, kann es beim Export schnell, entweder zu fehlender oder beim Social-Media-Sharing zu ungewollter Übertragung von Metadaten kommen.
Für meine Anforderungen liefert HashPhotos alles, was ich benötige, um meine Fotos und Videos schnell wiederzufinden. Es ersetzt bei mir die Fotos App von Apple komplett. Die Schwachstellen sind für mich hinnehmbar und das positive Geschäftsgebaren (keine Werbung bei der kostenfreien Version) hinterlässt einen sehr positiven Eindruck. Die Zusatzfunktionen, die ich hier nicht beschrieben habe, machen die App noch attraktiver.
Ich habe mich dazu entschlossen die App zu unterstützen und habe sie „gekauft“, nötig wäre es für meine reinen Organisationszwecke aber nicht.
*weitere in der Kaufversion.