Huawei P8 Lite 2017 – Erfahrungsbericht
Vor allem für Urlaube jenseits der EU suchte ich ein günstiges Smartphone mit Dual-SIM Funktionalität. In der c’t fand ich einen wohlwollenden Artikel über das Huawei P8 Lite 2017. Nach einer kurzen Recherche und Abgleich mit meinen Anforderungen habe ich mit das Telefon gekauft. Mit diesem Erfahrungsbericht gebe ich meine Eindrücke während eines einwöchigen Urlaubs wieder.
Ich habe bisher beruflich Blackberrys und iPhones benutzt. Derzeit ist ein iPhone 6s mein Firmenhandy. Ein Vergleich mit letzterem – v.a. der Software – wird ebenfalls in diesem Bericht erwähnt.
Das Huawei P8 Lite 2017 darf man nicht mit dem günstigeren ca. 2 Jahre älteren Huawei P8 Lite verwechseln!
Meine Anforderungen
Vor dem Kauf teile ich meine Anforderungen immer in MUST-HAVEs und NICE-TO-HAVEs auf. Erfüllt ein Modell ein MUST-HAVE nicht, fällt es raus.
MUST-HAVE | NICE-TO-HAVE |
Dual-SIM | Fingerabdrucksensor |
Lange Akkulaufzeit | SD-Kartenslot |
Preis << 300,– EUR | Wechselakku |
Gute Verarbeitung | Aktuelles Android |
Ordentliche Sprachqualität |
Bis auf den Wechselakku konnte das P8 Lite auch meine Nice-to-Haves erfüllen. Mein Bericht wird sich ausschließlich auf diese Anforderungen beziehen.
Hardware
Das Smartphone macht trotz des Preises einen sehr hochwertigen Eindruck. Alles ist gut verarbeitet und es sieht deutlich teurer aus als EUR 240,–. Es liegt gut in der Hand und die Rückseite aus Glas sieht hochwertig aus. Sie ist aber schnell mit Fingerabdrücken oder Staub übersät. Zudem ist sie sehr glatt und rutscht von glatten Flächen oder trockenen Händen schnell ab.
Der Fingerabdrucksensor ist auf der Rückseite montiert. Für mich ungewöhnlich, aber extrem gut handhabbar und er erkennt meine Fingerabdücke auch aus ungewöhnlichen Positionen und sehr schnell!
Huawei Smartphones haben keinen mechanischen Homebutton. Dieser und die Netz- und Rücktaste werden auf dem Display eingeblendet. Sie sind aber im Vergleich zu Samsung-Geräten vertauscht. Man kann sie aber konfigurieren.
Das Display ist jederzeit gut ablesbar und sehr hell.
An die Kamera hatte ich keine großen Ansprüche. Als Hobbyfotograf habe ich im Urlaub gute Kameras dabei. Ein paar Versuche zeigten bei guten Licht ordentliche Ergebnisse – für einfache Schnappschüsse ohne Premiumanspruch geeignet. Bei weniger Licht schlägt aber der Rauschfilter unbarmherzig zu. Manche Bilder sehen in der 100%-Ansicht wie Aquarelle aus. Aber vielleicht habe ich zu hohe Ansprüche. Das Kameraobjektiv schließt bündig mit der Rückseite ab.
Bei den Sensoren sind Beschleunigungs-, Gyroskop-, Magnetometer-, Näherungs- und Lichtsensor eingebaut.
Dual-SIM
Das war meine Hauptanforderung. Das Huawei unterstützt Dual-SIM Standby. D.h. Beide Karten sind zugleich im Mobilfunknetz eingebucht. Das Telefon verfügt aber nur über eine Sende- und Empfangseinheit. Telefonierst du mit einer SIM-Karte, wird die Zweite in diesem Moment abgeschaltet und erst wieder aktiviert, wenn das Telefonat beendet ist. Über in dieser Zeit eingegangene Anrufe wirst du per SMS benachrichtigt.
Das P8 Lite 2017 verfügt aber über eine optionale und sehr flexible Rufumleitungsfunktion, die Anrufe von der gerade nicht aktiven SIM an die aktive SIM umleitet, wenn diese gerade telefoniert. Die Anklopffunktion wird dann auch aktiviert. Man ist dann immer erreichbar und der Anrufer hört nicht die Mailbox.
Du kannst den SIM-Karten aussagekräftige Namen zuweisen.
Stelltst du keine Standard-Anrufe-SIM Karte ein, kannst du bei jedem Telefonat die Karte aussuchen. Es ist immer möglich über eine Karte zu telefonieren und mit der anderen gleichzeitig zu surfen.
Leider hat das P8 Lite nur einen Kombischacht für die zweite SIM. D.h. man kann bei einer zweiten SIM keine Erweiterungs-SD-Karte einsetzen und muss mit dem 16 GB Speicher für alles auskommen! Dazu später mehr.
Das Eingeben der SIM-PINs ist leider nicht so schön gelöst. Man wird nach der PIN von SIM1 und SIM2 gefragt. Es werden aber nicht die aussagekräftigen Namen angezeigt. Man muss also wissen, welcher Anbieter hinter SIM1 und SIM2 steckt.
Akkulaufzeit
Das P8 Lite hat einen großen Akku (3.000 mAh). Das reichte bei (meiner) normaler Nutzung für mehr als einen Tag. Selbst bei intensiver Nutzung mit GPS etc. hielt es den Tag durch und hatte am Abend noch etwas Reserve (s. Erfahrung im Urlaub). Für mich Top. Da kann man auch nach 2 Jahren noch erwarten, dass es einen Tag durchhält.
Die Standby-Zeit war ebenfalls ausgezeichnet, mehr als zwei ca. 5 (fünf) Tage. Die Ladezeit war allerdings lang, ca. 2 Stunden. Für mich kein Problem, da ja i.d.R. Abends aufgeladen wird.
Speicher
Das ist der für mich deutlichste Schwachpunkt des P8 Lite 2017. Es hat nur 16GB Speicher. Durch den Kombi-SIM2/SD-Karten-Slot muss man bei Dual-SIM mit den 16GB für Betriebssystem, Apps und Daten auskommen. Die reine Firmware belegt davon ca. 6,5GB. Die vorinstallierten Apps belegen dann noch ca. 2GB, so dass etwa 7,5GB freier interner Speicher übrig bleiben (ca. 47%).
Wer mit seinem Handy viele Fotos, Videos und seine Musiksammlung mitnehmen will und dann noch 2 SIM-Karten nutzt, für den ist dieses Smartphone m.E. nicht geeignet. Die Speicherung in der Cloud wäre eine Alternative für manche Anwender.
Nutzt man Single-SIM, kann man in den zweiten Slotplatz eine bis zu 128GB große micro-SD-Karte einstecken. Das ist genug Speicher. Allerdings kann man auch bei dieser Konfiguration Apps nur im internen Speicher ablegen! Das sollte trotzdem locker reichen.
Ich habe bei meiner Anwendung – und ich habe etliche Apps installiert und 2 E-Mailkonten eingerichtet – etwa 70% des internen Speichers belegt. Allerdings kaum Fotos und keine Musik oder Videos.
Leistung
Das war für mich kein Kriterium. Ich will mit dem Telefon nicht zocken. Es sollte nur flüssig laufen. Und das tut es. Es macht Spaß es zu benutzen.
Software
Auf dem Huawei P8 Lite 2017 ist das aktuelle Android 7 Nugat und das Huawei-eigenen EMUI 5 installiert. Letztere erinnert mich beim Benutzen sofort an das iOS meines Firmenhandys. Als iPhone-Nutzer fühlt man sich sofort zu Hause. Anders als bei einem Samsung, das ich auch mal in der Hand hatte.
Die Standard-Programme für E-Mail, Kalender, Kontakte und auch die Einstellung sind denen von iOS ähnlich. Das gilt auch für die Bedienung und die meisten Funktionen. Sie sind absolut alltagstauglich. Ich betreibe 1 Exchange-E-Mail- und Kontaktkonto, 2 Exchange-Kalender und 1 IMAP E-Mailacccount damit. Der Standardbrowser ist übrigens Chrome. Eine Taschenlampenfunktion ist wie bei iOS integriert. Man braucht keine App und sie ist auch vom Sperrbildschirm erreichbar. Praktisch.
Entgegen vieler Berichte finde ich, dass Huawei eigentlich keine Bloatsoftware installiert. Einige Google Apps kann man sogar deinstallieren. Die Softwareauswahl finde ich sehr aufgeräumt und nicht überladen. Es sind keine Werbe- oder Trialversions-Apps oder mehrere Apps für eine Aufgabe installiert. Das habe ich bei anderen bekannten Anbietern auch schon deutlich anders gesehen.
Telefonieren
Die Sprachqualität ist ohne Fehl und Tadel. Ich konnte meine Gesprächspartner immer gut verstehen und ich wurde immer gut verstanden.
Die Telefon-App ist ordentlich. Für mich ist es wichtig, dass ich eine einmal gewählte Nummer kopieren und ohne 10 Benutzerschritte verändern und wieder wählen kann. Das funktioniert einwandfrei und intuitiv.
Erfahrungen im Urlaub
Vor meinem Urlaub habe ich das Handy im simulierten Dual-SIM-Betrieb mal auf einer einwöchigen Geschäftsreise mitgenommen und es auch beruflich benutzt. Ich konnte keine deutlichen Schwachstellen zu meinem iPhone feststellen. Meine sonst offline gespeicherten beruflichen Infos, die Fotos und v.a. die Musik haben mir aber doch gefehlt, da ich den knappen internen Speicher nicht überladen wollte. 16GB sind einfach zu knapp für ein Alltags-Smartphone.
Während des Urlaubs hatte ich die lokale SIM-Karte zum Surfen voreingestellt. Beim Telefonieren habe ich je nach Bedarf die passende SIM-Karte benutzt. Das ging einfach, da man nach Eingabe oder Auswahl der Telefonnummer nur eine der zwei grünen Wähltasten mit den aussagekräftigen Namen der SIMs drücken muss. Man muss also nicht in die Einstellungen.
Während einer Tagestour in einer bekannten Stadt hatte ich eine Reiseführer App mit aktiver GPS-Landkarte den ganzen Tag intensiv benutzt, daneben auch eine App für die U-Bahn. Das Handy war lange im aktiven Betrieb und hat bis zum Abend durchgehalten. Beim Abendessen hatte ich noch ca. 10% Akkukapazität.
Solange ich nicht meine Musiksammlung und etliche Filme und Fotos etc. mitnehme, sind 16GB Speicher im Urlaub ausreichend. Das sollte neben diversen anderen Apps auch zusätzlich für eine Navi-App inkl. Karten reichen.
Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
+ Dual-SIM | – Wenig Speicher im Dual-SIM-Betrieb |
+ Gute Sprachqualität | – Apps nur im internen Speicher ablegbar |
+ Aktuelle Android-Version | – Nicht für aufwändige Spiele geeignet |
+ Gute Verarbeitungsqualität | – Zu glatte Rückseite aus Glas |
+ Hochwertiges Aussehen | – Keine Wechselakku |
+ Lange Akkulaufzeit | |
+ Speichererweiterung möglich | |
+ Günstiger Preis | |
+ Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis |
Zusammenfassung
Für meine Zwecke als Dual-SIM Handy im Urlaub ist das Huawei P8 Lite 2017 gut geeignet. Es ist relativ preiswert, hochwertig verarbeitet und hat eine sehr einfach zu bedienende Oberfläche.
Als Alltagshandy mit nur einer SIM und einer SD-Speicherkarte ist das P8 ebenfalls gut geeignet, solange man nicht zocken will. Im Dual-SIM-Betrieb ist der Speicher aber für den normalen Alltag für die meisten Nutzer irgendwann zu klein.
Für Nutzer, die mehrere hundert Apps installiert haben, ist das P8 auch nicht das richtige Gerät, da die Apps nur im internen Speicher abgelegt werden können.
Ich nehme das Huawei P8 Lite 2017 gerne in die Hand und werde es sicher auch jenseits der Urlaubszeit immer wieder mal nutzen.
Interessante Links
- Huawei-Produktseite
- Testsieger.de
- P8 Lite 2017 Handbuch-Download
- Huawei P8 Lite 2017 im Test: Trotz Namenschaos eine gute Wahl? – AndroidPit
- Huawei P8 Lite 2017 im Test: So geht Smartphone für wenig Geld – Computerbase